Zunächst einmal: Welcher Besoffene hat denn die Matchreihenfolge festgelegt? Das beste Match zuerst? Wann hatte man überhaupt das letzte Mal einen Haupttitel gleich am Anfang eines PPVs vergeben? Auf jeden Fall hat dieser furiose Auftakt dafür gesorgt, dass die folgenden drei Matches glorreich abgesoffen sind. Ansonsten ging es mir so wie meistens in letzter Zeit bei WWE PPVs: Gerechter Zorn wechselte sich mit unverhoffter Begeisterung ab. Aber im Detail:

ELIMINATION CHAMBER SMACKDOWN
Wrestling ist ein Match, das ca. 15 Minuten dauert und am Ende gewinnt Triple Ätsch (danke Dirk.) Da sich mein Tipp für den Gewinner Edge an anderer Stelle bewahrheitete, konnte am Ende ja eh nur der dreifache Schwiegersohn den Gürtel hochhalten. !3x Champion, mein lieber Schwan. Dafür hätte man früher aber ein bisschen mehr wrestlen müssen. Ric Flair sieht man jeden seiner 16 Titel wenigstens auch an. Nun gut, am Titelabo von Hunter ist wohl nicht zu rütteln, immerhin war der Weg dorthin ein wirklich sehenswerter. Das war eins der besten Matches der letzten Monate, in meiner Erinnerung nur vom Titelgewinn Jeff Hardys übertroffen. Und mit dessen Großtat, Edge aus der Kammer zu pinnen, war auch der erste Schocker des Abends vollbracht. Das frühe Ausscheiden hätte schon die Vermutung nahe legen können, dass man mit Edge an jenem Abend noch größere Dinge vorhatte, aber ich war erst einmal baff. Schade, dass Jeff im weiteren Verlauf des Matches nur noch die Fresse voll bekam und dann etwas unrühmlich ausscheiden musste. Schön war der "wer haut Hardy schöner zu Kleingeld"-Contest zwischen Big Schau und Vladi Kotzloch. Überhaupt gefielen mir beide ganz gut in ihrer Bulligkeit. Der übermotivierte Russe und der selbstgefällige Biggie Smalls erzählten klassisches Wrestling der 80er Jahre und dazwischen bombte ein Undertaker in der Gegend herum, flog ein Jeff Hardy durch die Luft (bzw. wurde geflogen) und Superhunter konnte noch ein bisschen Pedigree üben, bevor er den letzten dann auch zum hundertsten Male in den Satz setzen würde. Der Showdown zwischen Taker und Hunter war dann aber dermaßen gut und spannend, dass ich mir jetzt wirklich ein Mania Match zwischen den beiden vorstellen kann. Summa summarum: ein bombastisches Entreé, das zu früh kam und den falschen Gewinner hatte. 13 Titelgewinne, das muß man sich mal auf der Lunge zergehen lassen. Hüstel.

RANDY ORTON VS SHANE MCMAHON (NO HOLDS BARRED)
Das war finsterstes Laientheater. Noch nicht einmal der Legend Killer sah gut aus bei diesem Schmierenstück. Ein völlig unmotivierter Shane prügelte wieder mal ganz Legacy durch die Halle und nur durch einen glücklichen RKO Ortons musste er sich geschlagen geben. Die Storyline ist dadurch kein Stück weiter gekommen und bleibt deshalb beschissen. Vielleicht ist sie ja auch aus, das wär für alle Beteiligten das Beste. Gerade für DiBiase und Rhodes, denn die sahen mal wieder aus wie Volldeppen mit Fass im Gesicht. Tolle Gruppierung, die jede Woche von einem Nichtwrestler die Hucke voll bekommt. Einziger Lichtblick bei diesem Kampf war der Superplex durch den Tisch. Aus dem anschließenden Cover kam Shane natürlich mit Leichtigkeit. You gotta be fuckin kiddin me, Vince!

JACK SWAGGER VS FINLAY (ECW TITLE)
Von diesem Kampf hab ich nichts mitbekommen, außer das Swogglevieh und dass Swagger gewonnen hat. Traurige Bilanz eines Lückenfüllers auf der Card und das erste Mal, dass ich mir ein Divas-Match stattdessen gewünscht hätte. Christian scheint ja so weit unten im Ansehen vom Chef angesiedelt zu sein, dass man ihn im letzten PPV vor Wrestlemania noch nicht mal zu Gesicht bekommt. Und das nach dem spektakulären Comeback bei der Farmliga. Von Swagger hielt ich ein bisschen was. Jetzt ein bisschen weniger, wenn ich nach seinem zweiten PPV sehe, wie farblos er gegen die anderen Heels der Liga wirkt.

HBK VS JBL (ALL OR NOTHING)
Hmm. Hab ich mich wohl getäuscht in Punkto Fehdenfortsetzung. Grottenlangweiliger Kampf. So toll JBL am Mikro auch sein mag, im Ring untertrifft er sich von Mal zu Mal selbst. Und auch Shawn Michaels hat er mit runter in die Mittelmäßigkeit gezogen. Also wenn das das Ende der Jammergeschichte um die persönliche Bankenkrise des HBK war, dann ist es um das Wrestlemania-Match auch nicht schade. Unmotivierter Blödsinn dann noch mit Rebekka. Bitte lieber doch den Undertaker für Shawn bei Wrestlemania. Auch wenn ich den ja bei Dröppel H besser aufgehoben sehe.

ELIMINATION CHAMBER RAW
Was hab ich gelacht, als Edge den unsäglichen Doofi Kingston persönlich der Ringtreppe und dann seinem Lieblingsstuhl vorstellte. Das war eine tolle Idee, auch wenn danach ersichtlich war, was man mit Edge noch vorhatte. Das schnelle Ausscheiden Cenas war Schocker No2 des Abends und lässt ihn wieder sterblicher und letztlich sympathischer erscheinen. Ich fürchte nur, dass er sich genau wie letztes Jahr doch wieder irgendwie ins Main Event von WM mogeln wird. Auch wenn das Match nicht die Klasse der ersten E-Chamber erreichte, war es doch von hohem Unterhaltungswert und bis auf Mike Knox gab es viel Grund zum Vergnügen, allen voran natürlich der geniale Chris Jericho, der leider schon wieder Ric Flair erwähnte und ich will es nicht begreifen, dass man ein Match mit dem bestausgeschiedensten Mann im Pro-Wrestling andeutet. Aber zurück zum Match. Die Spots am Ende mit Mysterio waren obere Kajüte, aber der Ausgang nun völlig vorhersehbar. Edge aber war in jeder Kameraeinstellung unbezahlbar und wenn der Mann seinen Titel mal nicht bei Wrestlemania abgeben muss, würde ich mich sehr freuen.

Alles in allem ein Abend mit konservativen Ergebnissen, aber dem ein oder anderen interessanten Weg dorthin. Auch die Weichenstellung gen Mania gestaltet sich auf den letzten Metern interessanter als zu befürchten war. Gegen wen tritt denn nun Orton an? Darf er überhaupt noch um den Titel ringen als Persona Non McMahona? Oder kommt es zu einem der unsäglichen Triple Threats mit Edge und Cena? Und wer darf mal an Triple Hs Pedigree riechen? Und wen vernascht der Taker? Wandert Trips Pokal samt Träger zu RAW und spielt Hunter dort den Rächer der Beerbten, indem er Randy Orton als Herausforderer um den Titel anerkennt? Und wo steckt eigentlich CM Punk?

Auf diese Fragen kann es immer noch die alten unangenehmen, stockkonservativen Antworten geben. Aber immerhin sind wir nicht mehr ganz sicher.